Runghold
Wenn die Nordsee zwischen Nordstrand und Pellworm bei Flut ihren höchsten Stand erreicht, dann ist es manchmal, als würde ein helles Klingen übers Meer schweben.
Sanfte Klöppelschläge, der Klang von Metall, das in Schwingung gerät. Als läuteten Kirchenglocken auf dem Grund der See. Aber weit und breit ist nichts zu sehen.
Nichts, nur kaltes, stahlgraues, undurchdringliches Wasser.
Bei Ebbe ragen nördlich der Hallig Südfall, die auf halber Strecke zwischen Nordstrand und Pellworm liegt, kleine Erhebungen aus dem Watt. Die letzten Reste der Stadt Runghold, sagt man, untergegangen mit Mann und Maus im Jahr des Herrn 1362.
Die große Mandränke, wie die Flutkatastrophe genannt wird, riß die bis dahin zusammen- hängende Insel Strand in Stücke und ließ nur die Inseln Pellworm und Nordstrand zurück.
Mehr als 8000 Menschen ertranken. Auch die Kirche der sagenumwobenen Stadt versank mit ihren Glocken in den Fluten.
Das Runghold wirklich existierte, belegen alte Dokumente. In Runghold stand die Hauptkirche des heute versunken Gebietes. Zudem mußten die Bürger Rungholds die höchsten Steuern der Region zahlen, da sie die besten Böden und damit die höchsten Ernteerträge weit und breit hatten.
Hinzu kommt, daß Runghold, wie alte Kirchen- unterlagen beweisen, den einzigen Schiffsanleger der gesamten Region besaß. Damit liefen automatisch Handel, kultureller Austausch und alle Informationen, die mit den Schiffen aus aller Welt kamen, über diese Stadt. Runghold war somit für mittelalterliche Verhältnisse eine regionale Metropole.
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